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THRAKIEN - Eine Reise zwischen Makedonien und Thrakien

  572 Wörter 2 Minuten 858 × gelesen
2018-11-28 2018-11-28 28.11.2018

Ich wollte mich auf die Suche machen, die Grenze zwischen Makedonien und Thrakien kennenzulernen.

Diese uralten Gebiete, in denen in der Antike die damals so genannten Barbaren "hausten", weil sie einen anderen Dialekt sprachen als inMittel- und Südgriechenland.

Diese uralte Welt, in der Paulus schon umherwandelte, um die Menschen zu bekehren und von der Alexander der Große den Sprung gen Osten wagte und selbst der Weingott Dionysos tummelte sich hier, um den Hellespont zu überqueren.

Eine Gegend, die nicht vom Tourismus überflutet wird, sieht man von Thessaloniki und der Chalkidiki einmal ab.

Von dort startete die Reise, während der Vardaris über den Thermäischen Golf fegte und am nächsten Morgen den Olymp zum Greifen nah in aller Pracht ins rechte Licht rückte.

Majestätisch und schneebedeckt mit einzelnen Wolken, die die Gipfel verschlangen, auf denen man noch heute die Götter vermutet.

Vorbei an den Seen von Langkada führte uns die Schnellstraße zügig nach Kavalla und von dort aus nach Xanthi, bekannt durch seinen milden Tabak und den bizarren Gassen, in denen der Orient noch spür- und hörbar ist.

Jetzt im April blühte alles. Ein Bild der Farben, vorrangig das satte Grün der Felder und Wiesen, offenbarte sich und machte neugierig auf die Dörfer, die wie bunte Kleckse auf diesem Grün wirkten. 

Um uns herum schien alles so friedlich, so harmonisch. Fernab von Stress und Stau, ständig klingelnden Handys. 

Hier fallen die Rhodopen, die Griechenland von Bulgarien trennen, sanfter ab. Sie umarmen fast die kleinen Ortschaften und fügen sich wunderbar der Umgebung an. Sie wirken nicht fremd, sondern dazugehörig, beinahe schützend.

Hinter Kavalla zeigte sich ein fremdes und doch so bekanntes Gesicht für diese Gegend zwischen den Kulturen, wo Orthodoxe und Moslems, Griechen, Zigeuner, Türken und Pomaken und all die namenlosen Minderheiten so friedlich zueinander gefunden hatten.

Das Minarett, dem eifrigen Versuch erlegen, die orthodoxe Kirchturmspitze vielleicht doch noch zu überragen, gehört genauso hierher wie die fliegenden Händler, die lautstark über Mikrophone ihre Waren anboten in einem Sprachgewirr, das ich kaum verstand. 

Die Welt ist hier ein wenig stehen geblieben. Alte Männer sprechen ihren eigenen Dialekt, bewegen die Kugeln ihres Komboloi, bekreuzigen sich, wenn sie an Kirchen vorbeikommen und sind neugierig, was uns in diese beinahe Gott verlassene Gegend getrieben hat.

In Xanthi angekommen, wagte ich den Weg zur Oberstadt, die beinahe an den Rhodopen klebte.

Menschen mit den verschiedensten Sprachen und Dialekten leben hier friedlich zusammen, als sei es das Natürlichste der Welt. Sie haben aus der Geschichte gelernt, was viele andere noch nicht begriffen haben.

Dort oben zwischen den engen Gassen und den bunten Häuschen steckt viel Vergangenheit und sicher könnten einige Alte, die auf den klapprigen Holzstühlen sitzen, vieles erzählen von ihren Familientragödien. Doch leider habe ich nicht so viel Zeit, so tief in die Geschichte dieser Gegend einzutauchen. 

Während ich einige alte Gemäuer und Prachtbauten fotografierte, die nur ahnen ließen, wie reich diese Ecke mal gewesen sein muss, hörte ich engelhafte Knabenstimmen, die der Wind mit sich führte. Ich war fasziniert von dieser friedlichen Atmosphäre mit der sich dieser Chor verband und folgte dem Gesang, der mich zu einer schmalen Gasse führte.

In dieser fand sich die alte Koranschule, in der die Jungen ihre Gebete sangen.

Ich lauschte diesem Gesang, von dem ich nichts verstand, aber wenn man die Augen schließt, wird die Seele berührt von den singenden Knabenstimmen, egal zu welchem Gott sie gerade singen. Wichtig ist, dass sie es in Frieden tun können, damit die Stimmen wie Engel klingen.